Game, Set and Baufertigstellung…
- Dr. Dr. Üsé Kuba Hausmann
- 15. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Seit Jahren umrunde ich mit dem Rennvelo den Zürichsee. Von der Stadt Zürich startend geht’s zuerst im Uhrzeigersinn Richtung Rapperswil-Jona. Das Repetitive fasziniert mich. Einem Film gleich zieht die Umwelt an mir vorbei. Gebaut wird an der Goldküste viel, selten ist etwas (architektonisch) Sehenswertes dabei. Und seit ein paar Jahren passiere ich eine Baustelle in Kempraten, einem Ortsteil von Rapperswil-Jona. Das dazugehörige Grundstück misst 17'905 Quadratmeter. Der im Grundbuch als Alleineigentümer eingetragene Bauherr ist prominent; sein Name: Roger Federer.
Was im Spätsommer 2019 mit dem Auffahren von Baggern begann, ist auch an Ostern 2025 noch aktuell. Die Baupläne für ein Anwesen mit Villa stecken weiterhin im Prozess der Realisierung. Im Bau befinden sind sechs unterschiedlich grosse Baukörper (exklusive strittiges Bootshaus). Eine kleine Recherche zeigt, dass bis dato nicht alles rund lief: Unerwartete Sanierung von Altlasten im Boden, Wechsel im Planungsteam und am Rande auch noch Einsprachen. Gleichwohl ist es Fakt, dass sich am Ufer des Zürichsees im Gebiet «Seegübel» seit sage und schreibe knapp sechs Jahren eine Baustelle befindet. Noch ist man sehr weit von einer epischen Bauzeit à la Flughafen Berlin-Brandenburg (rund 14 Jahre) entfernt. Aber es geht Richtung des ikonischen Baus der Elbphilharmomie in Hamburg. Bis zum ersten Konzert nach Baubeginn dauerte es 10 Jahre. Selbstverständlich handelte es sich bei diesen Bauten sich um andere Kaliber und Komplexitäten. Entsprechende Vergleiche sind nicht fair. Trotzdem dürfte bei Federers Baustelle der Wurm drin sein. Auch wenn Roger Federer als aktiver Tennisprofi durchaus ein Flair für Episches besass. Bis die finale Baukostenabrechnung – hoffentlich ohne böse Überraschungen – für Federers Anwesen vorliegt, dürfte es so oder so noch eine Weile dauern.
Doch weshalb schreibe ich diesen Blog? Aktuell beschäftige ich mich – einmal mehr – mit mietrechtlichen Fragen. Dabei spielt das Baujahr von Wohn- und Geschäftsräumen eine zentrale Rolle. Es bestimmt, welches Renditemass für die Überprüfung von mutmasslich missbräuchlichen Mietzinsen gilt. Ich bin sehr gespannt, mit welchem Baujahr – nicht Bauperiode – die einschlägige Projektentwicklung in den amtlichen Statistiken figurieren wird. Es wäre bedauerlich, wenn bereits der erste Sanierungszyklus in Angriff genommen wird, wenn die Farbe beim letzten Gebäude trocken ist.
Die Moral von der Geschichte
Roger Federer wird in die Annalen der (Schweizer) Sportgeschichte als Jahrhundertsportler eingehen. Daran besteht kein Zweifel. Er hat Historisches vollbracht. Doch Erfolg im Sport ist kein Garant für Erfolg im Umgang mit Immobilien. Eine Binsenwahrheit bestätigt sich einmal mehr. Bereits im Jahr 2011 hat Roger Federer ein unbebautes Grundstück in der Zürcher Gemeinde Herrliberg erworben. Gebaut wurde dort nie. Der ehemalige Tennisstar hat die Parzelle nach ein paar Jahren Haltedauer wieder veräussert.
Geld spielt dabei sicherlich keine Rolle. Aber Ansprüche an Professionalität und spielerische Leichtigkeit stehen als Leitvorstellung auch jedem Immobilienprojekt gut an. Vielleicht hat Federer als Bauherr und als Investor einfach nur Pech. Vielleicht hatte er bei der Vergabe von externen Beratungsmandaten und Bauherrenvertretern nicht die beste Hand bewiesen. Bleibt die Hoffnung, dass der ehemalige Tennisstar nicht zu viel Lehrgeld zahlt. Denn Bauen kostet vor allem Nerven. Aber spätestens bei der rauschenden Einweihungsparty an den Gestaden des Zürichsees dürften alle bauaffinen Strapazen vergessen sein.
Quellen: