Datenmalaise
Der Schweizer Bau- und Immobilienmarkt ist ein volkswirtschaftliches Schwergewicht. Auch bildet er funktional gesehen eines der zentralen Fundamente des hiesigen Lebens überhaupt. So bedeutsam diese Infrastruktur ist, so wenig gesicherte empirische und belastbare Daten existieren dazu. Das gilt insbesondere für den Transaktionsmarkt, sprich für den Handel von Grund und Boden: In der Schweiz eine Einöde seit Menschengedenken. Zudem versanden seit den 1950er-Jahren immer wieder parlamentarische Vorstösse in Bundesbern, die diese Kalamität zu beseitigen versuchen. In Anbebracht der bekannten gesellschaftlichen und räumlichen Herausforderungen eine frappante Lücke im volkswirtschaftlichen Datenkranz.
Speerspitze in der Stadt Zürich
Seit gut einem Monat findet sich auf der Website von Statistik Stadt Zürich das Abfragetool LIMA zu den Liegenschaftspreisen in der Stadt Zürich. Das Werkzeut zeigt ausgewählte Preisverläufe seit 2009 auf Stufe Quartier, Kreis und für die ganze Stadt nach Zonenart. Neben den Verkaufspreisen ganzer Liegenschaften und von solchen im Stockwerkeigentum sind auch die Quadratmeterpreise von verkauftem Stockwerkeigentum abrufbar.
Natürlich wünschte man sich immer noch mehr und detailliertere Daten. Keine Frage. Aber ein erster digitaler Schritt ist gemacht. Kontextualisierung: In den Statistischen Jahrbüchern der Stadt Zürich wurde dieses Datenmaterial in ähnlicher Form seit Jahrzehnten tabellarisch aufgeführt. Insofern ist vor allem der zeitnahe digitale Zugriff besonders hervorzustreichen.
Abfragetool Liegenschaftenmarkt (LIMA)
Unter dem Strich betrachtet waren die amtlichen Statistiker in der Limmatstadt ihrer Zeit schon immer voraus. Sie waren in der Schweiz eigentliche Datenpioniere! Das gilt insbesondere für die statistische Beleuchtung des städtischen Immobilienmarktes. Es ist ein scheinbares Paradox, aber vor 100 Jahren gab es mehr öffentlich zugängliches Datenmaterial über den Stadtzürcher Immobilienmarkt als dies heute der Fall ist. Vielleicht staunt man.
Moral von der Geschichte
Es ist zu bedauern, dass die skizzierte vorbildliche statistisch-räumliche Aufarbeitung in der Stadt Zürich bisher in der Schweiz nicht flächendeckend Schule gemacht hat. Wie bereits angesprochen handelt es sich dabei um ein echtes Versäumnis. Es wäre zu begrüssen, wenn möglichst viele der übrigen rund 2'100 Schweizer Gemeinden den Anspruch hätten, die Stadtzürcher Statistiker in den Schatten zu stellen.
Quellen:
Hausmann Urs: Liegenschaften wertgeschätzt, S. 208.