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Dichtestress? Nein, effizientere Nutzung unserer Siedlungsflächen!

Gestern (am 26. Juni 2025) hat die staatspolitische Kommission des Nationalrates die Volksinitiative «Keine 10-Millionen-Schweiz!» behandelt. Die Kommission empfiehlt, sie abzulehnen. Auch auf den direkten Gegenentwurf tritt die Kommission nicht ein. So viel zum politischen Stand der Dinge.

 

Dass die Menschen, die in einem Land leben, Siedlungsfläche beanspruchen, liegt in der Natur der Sache. In der Schweiz gelten heute rund 8 Prozent der Bodenflächen als Siedlungsflächen. Solche Flächen sind bebaut, sie es mit Infrastrukturen wie Strassen oder Bahntrassen, sei es mit Gebäuden aller Art. Die Wurzeln der Arealstatistik liegen im 19. Jahrhundert. Schaut man sich den «Konsum» von Siedlungsflächen pro Kopf über die letzten rund 140 Jahre an, erkennt man einen s-förmigen Verlauf (logistische Funktion): Nach einer verhaltenen Wachstumsphase, nimmt das Wachstum der Siedlungsfläche pro Kop stark zu, bevor es nachfolgend wieder verflacht.

 

Was ist dann aus raumplanerischer Sicht spannend? Zwischen 1950 und 1980 erhöhte sich die Wohnbevölkerung um 1,6 Millionen Menschen. Innerhalb von 30 Jahren legte der Konsum an Siedlungsfläche pro Kopf von 165 auf 380 Quadratmeter zu. In den nächsten knapp 40 Jahren steigerte sich die Bevölkerungszahl um weitere 2,2 Millionen Personen. Frappant ist nun die faktische Entkoppelung, die sich zwischen dem Wachstum der Zahl der Wohnbevölkerung und dem Konsum an Siedlungsfläche pro Kopf eingestellt hat. Es fand eine Stabilisierung auf hohem Niveau ein. Die Konversion von Kulturland in Bauland bzw. versiegelten Böden konnte damit verlangsamt werden.

 

Die Moral von der Geschichte


Aus einer volkswirtschaftlichen Sicht gesehen führt das anhaltende Wachstum der Wohnbevölkerung in der Schweiz schlicht zu einer effizienteren Nutzung des bestehenden Kapitalstocks. Die Produktivität der Siedlungsinfrastruktur von 1950 bis 1980 hat sich deutlich verbessert. Zwei bis drei Generationen später stiftet sie wohl einen substanziell höheren Gesamtnutzen als man in der damaligen Projektierungs- und Planungsphase in Investitionsrechnungen kalkuliert hatte. Ein unerwarteter Zusatznutzen also. Ob sich bezüglich der Produktivität dereinst ein Kippeffekt einstellen wird, bleibt abzuwarten.

 

Selbstverständlich ist es nachvollziehbar und wohl auf legitim bei dieser Entwicklung von «Dichtestress» zu sprechen. Doch aus einer ökonomischen Optik passt im Grundsatz aber genau das Richtige: Bebauten Böden und dortige Bauten (und mutmassliche Fehlinvestitionen) werden durch die wachsende Bevölkerung effizienter als erwartet genutzt. Zugespitzt formuliert könnte auch von einem Kollateralnutzen gesprochen werden. Nicht auszudenken, welche Fehlinvestitionen und unternutzte Gebäude ohne Zuwanderung bei uns in der Landschaft rumstehen würden.


Quellen:

Arealstatistik, div. Jahrgänge und Quellen

BFS, Demografie


 
 
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