top of page

«Alles fährt Ski» – Preise von ausgewählten Tageskarten vor 40 Jahren


«Weisses Gold»: Goldgräberstimmung in den Alpen


Es passierte im Februar 1975. Meine erste, aber nicht letzte Sportverletzung wurde aktenkundig: Beinbruch beim Skifahren in Leukerbad. Meine (aktiven) Skiferien endeten abrupt. Damals kostete in diesem Walliser Ferienort eine persönliche, nicht übertragbare Tageskarte 24 Franken (für Erwachsene). Heute liegt der Ticketpreis bei 62 Franken. Mit diesem höheren Preis haben die Skifahrer:innen – sofern genügend Schnee liegt – auch mehr perfekt präparierte Pisten zur Auswahl.


Dass die goldenen Zeiten des hiesigen Wintertourismus etliche Jahrzehnte zurückliegen, ist ein alter Hut und offensichtlich. Und das damit verbundene Geschäftsmodell des Infrastruktur-Tourismus-Komplexes steht seit Langem unter enormen Druck. Kommt hinzu, dass sich die dazugehörigen strategischen Perspektiven alles andere als rosig präsentieren. Das saisonale Zeitfenster für schneebasierte Tourismus- und Sportaktivitäten dürfte sich in unseren Breitengraden noch weiter strukturell verkürzen.


Im Zuge einer laufenden Recherche bin ich zufällig auf die untenstehende Tabelle gestossen. Die dortigen Angaben beziehen sich auf die Wintersaison 1982/83. Meine ökonomische Neugierde war geweckt. Wie haben sich nun die Preise von Tageskarten seither entwickelt? Über die letzten 40 Jahren haben sie um 125 Prozent zugenommen (Median). Zum Vergleich: das allgemeine Preisniveau – gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise – erhöhte sich «nur» um 64 Prozent.


Die Anbieter konnten oder mussten trotz schwächender Nachfrage ihre Preise kräftig nach oben schrauben. Zumindest jene Betreibergesellschaften, die dem anhaltenden Strukturwandel und neuen Realitäten bisher nicht zum Opfer gefallen sind. Und ja, die damaligen Topdestinationen sind erwartungsgemäss die heutigen. Sie erhöhten ihre Preise nochmals deutlich stärker als ihre übrigen Konkurrenten. Die Entwicklungen der betrieblichen Rentabilität stehen selbstredend nochmals auf einem anderen Blatt Papier. Welche Teuerung mit Blick auf die Tageskarte hast Du in Deinem Lieblingsskigebiet seit Anfang der 1980er-Jahren erfahren?


Die Moral von der Geschichte


Der Verband Schweizer Seilbahnen pflegt und publiziert exzellentes Datenmaterial. Darauf basierend lässt sich die Marktrealität der Schweizer Bergbahnbetreiber bezogen auf den Wintertourismus kurz und bündig so zusammenfassen: Seit Jahren stagniert oder bildet sich die Nachfrage mehr oder weniger stark zurück. Zwar stieg der mittlere Preis pro Tageskarte in den vergangenen Jahren sanft und stetig, aber gleichwohl schwächelt das aggregierte Marktvolumen. Gleichzeitig wurden die hiesigen Transportkapazitäten am Berg ausgebaut.


Die Akteure vor Ort befinden sich in einer toxischen Konstellation. Letztere dürfte sich durch die mutmasslichen Auswirkungen des erwarteten Klimawandels in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen. Der permanente Strukturwandel wirkt unerbittlich. Die ökonomischen Perspektiven fallen sowohl auf betrieblicher als auch in regionalökonomischer Ebene düster aus. Was tun? Schwierig, nein sehr schwierig. Ein Königsweg scheint jedenfalls nicht in Sicht zu sein. Selbst staatliche Hilfe – sprich Subventionen – wären nicht zielführend. Sicher ist jedoch, dass sich das Risiko-Rendite-Profil von entsprechenden Investitionen weiter akzentuieren bzw. verschieben wird: Mehr Risiko wird mit weniger Rendite entschädigt werden. Zukunftsbranchen präsentieren sich anders. Und, Preisanpassungen nach unten oder nach oben führen letztlich in eine Sackgasse. Es gilt, ein ökonomisches Dilemma zu lösen.


Quellen:

BFS, Landesindex der Konsumentenpreise.

Elektrowatt Ingenieurunternehmung: Konzessionsgesuch Skigebieterschliessung Piz Plinghel, Hauptbericht, Zürich, Juli 1984.

Seilbahnen Schweiz: 2022 Fakten & Zahlen zur Schweizer Seilbahnbranche.

Seilbahnen Schweiz: Saisonbilanz 2020/2021, Frequentierung der Skigebiete, Oktober 2021.

Websites von diversen Bergbahnen


Fotoquelle:

dr. dr. üsé kuba hausmann, Champéry, 1985.

bottom of page